Freitag, 25. Januar 2019

Der tut nichts!



Vor einigen Jahren:

Dölsach:
Vom Dölsacher Schwimmbad beginnende Wanderung zum Ederplan. Aus einem Gehöft springt ein aggressiver Hund. Ich gehe einige Meter rückwärts und versuche nicht zu stolpern - aus Sorge der Hund schnappt vielleicht zu. Irgendwann lässt er von mir ab. Anschließend war ich aggressiv.

Radfahrt durch Tristach:
Aus einem Haus an der Seebachstraße überschlägt sich beinahe ein boshafter Hund im rechten Winkel. Ich erschrecke, trete hastig in die Pedale und hebe meine Füße in die Höhe, in der Hoffnung, der Hund lässt ab, solange das Fahrrad noch rollt. Ich fluche, trotz nahender Tristacher Pfarrkirche.

Mienekugel, Feldweg, Nähe Baumarkt:
Mit Rad zur Arbeit. Großer schwarzer Hund jagt auf mich zu, Panik überfällt mich, ich weiche in die Wiese aus, Hund umkreist mich und bellt mich an und aus, Hundebesitzerin brüllt, Hund läuft davon, Besitzerin läuft ihm nach.

Einige Tage später:
Mienekugel, Radweg - mit Rad zur Arbeit.
Derselbe schwarze Hund erspäht mich, rennt auf mich zu, ich fahre in die Wiese, versuche mich mit dem Rad zu verschanzen, Besitzerin ruft, Hund läuft davon, Besitzerin läuft ihm nach. Ich vergesse meine gute Erziehung und verfluche Hund mitsamt Besitzerin lautstark. Ich erwähne deutlich, was mit ihr und ihrem Hund geschehen solle, allerdings im Konjunktiv. Herz rast. Frau mit schwarzem Hund ward nie wieder gesehen. Geht doch.

Huben, Rast auf einer Bank am Schwarzachbach
Großer, blonder Hund springt auf mich zu, bleibt vor mir stehen und bellt mich aus. Ich kaue nur mehr vorsichtig meinen Müsli-Riegel. Besitzerin macht keine Anstalten den Hund zu sich zu rufen. Vermutlich ist Besitzerin auch blond.

Matrei in Osttirol, Heimfahrt mit Rad über die Ortschaft Feld.
Unsportlich wie ich bin, fürchte ich mich vor der herannahenden Steigung nach Feld. Hund erblickt mich und jagt mich den Berg hinauf. Ich verschiebe meine Prioritäten, Panik befällt mich. In Rekordzeit in Feld angelangt. Ich verwünsche dennoch den Hund und den Bauernhof und den übrigen Teil der Landschaft. Verzichte auf hinkünftige Radtouren nach Matrei. Bin bestimmt nicht der einzige, dem dies dort passiert.

Lienz, Nähe Chinarestaurant Shanghai:
Mit Rad zur Arbeit, schon etwas müde nach 5 Kilometern. Jugendlicher auf sein Mobiltelefon starrend, dirigiert mit seinen Füßen einen schwarzen Mops. Mops erblickt mich und versucht in meine Schuhe und/oder Reifen zu beißen, ich trete nochmals fest in die Pedale und entkomme dem kleinen schwarzen Teufel.
Nächster Tag, gleiches Szenario. Jugendlicher, Mobiltelefon, beißfreudiger Mops. Ich erteile dem Jugendlichen den Ratschlag unter Zuhilfenahme einiger deftiger Vokabeln und erhöhten Dezibel, es mal mit einer Leine zu versuchen. Nächster Tag. Jugendlicher hat Leine gefunden und erkundigt sich, ob ich dermal besser geschlafen hätte. Habe ich nicht, aber die Leine ist schon mal ein guter Anfang. Schade, dass sich die Klischees von China-Restaurants nicht erfüllen.

Nußdorf-Debant, Hochstadelweg:
Morgens früh, Dämmerung. Alte Frau führt zwei Zwerg-Dings-Hunde aus, ich achte darauf, dass keiner von den zweien mir ins Rad läuft. Im letzten Moment bemerke ich, dass sie noch einen dritten besaß. Wahrscheinlich gab’s die Hunde im Sonderangebot - drei für zwei. Dummerweise befand sich das dritte Hundchen auf der anderen Straßenseite, quer über die Gemeindestraße war eine Hundeleine gespannt. Ich konnte noch bremsen. Alte Frau mit Sprachfehler entschuldigt sich - eventuell kognitiv beeinträchtigt.

Spaziergang Wartschenbach - Untergaimberg Richtung Talstation Lienzer Bergbahnen
Kleiner zorniger - no na - Kläffer stürmt aus Hauseinfahrt, sämtliche Zähne sind ausgesprochen gut erkennbar, auch das Zahnfleisch ist vollkommen intakt, die nächsten Meter gehe ich rückwärts und hoffe, dass er nicht beißt oder von einem Auto überfahren wird. Es kommt kein Auto. Leider.

Spaziergang, kleine Brücke über Debantbach, Februar 2018
Frau mit zwei Hunden an der Leine nähert sich. Ein größerer friedlicher Hund (ja, solche gibt’s auch), der mich ignoriert und ein Rottweiler, der mich leider nicht ignoriert. Vielmehr dreht der offensichtlich geistesgestörte Rottweiler durch. Die Besitzerin - Geisteszustand nicht einschätzbar -  hat alle Mühe den Hund zu halten und schreit dem Hund zu, dass nur ein Fotoapparat an meinem Nacken hängt - offensichtlich der Aggressionsauslöser des Hundes. Zudem hängt mir noch der Angstschweiß in der Stirn. Nehme Umweg mit schlotternden Knien in Kauf, um nach Hause zu gelangen.

Dölsach, Spaziergang Debantbach, Ostufer, Jänner 2019
Begegne älteres Pärchen mit zwei oder drei, ach egal - wieviel Hunden. Ein Kläffer versucht mich zu beißen und ich drehe mich mit ihm im Kreis, während sich die Frau entschuldigt. Bin beschäftigt dem Hund auszuweichen, bin grantig und verweigere stillschweigend die Annahme der Entschuldigungen. Freunde empfahlen mir, einfach zu treten. Habe Angst vor Bericht in der Kronen Zeitung und den folgenden Shitstorm in Form von Morddrohungen.

Eine Woche später. Sonntag.
Spaziergang Debantbach - Drau, Jänner 2019
Nach dem Genuss von erholsamen Sonnenstrahlen an der Drau stehe ich am Draudamm. Am Radweg nähert sich ein junger Herr mit schwarzem Hund. Hund will auf mich zustürmen. Herrchen ruft Hund zurück. Glück gehabt! Ich atme auf und warte bis Hund und Besitzer in sicherer Entfernung sind. Zu früh gefreut, Hund disponiert um und jagt auf mich zu, die Zurufe des Herrchens ignorierend. Panik! Ich kann mich mit Müh und Not den Beißversuchen des Hundes entziehen und bedaure es zutiefst keine Waffe bei mir zu haben. Ich hätte ohne Bedauern abgedrückt. Schließlich fängt das Herrchen seinen Hund ein. Mein Herz schmerzt und mir wird schlecht und schwindlig - könnte kotzen - pardon -  mich übergeben. Ich ziehe die nächsten Minuten fluchend und lautstark blass-brüllend den Debantbach entlang von dannen.


Nur einige wenige Auszüge von Hundeerlebnissen, die mir in den letzten Jahren, letzten Tagen widerfuhren.

Zugegeben, als Fußgänger oder Radfahrer ist man stärker prädestiniert für derartige Erlebnisse, während mir eingefleischte Autofahrer eindeutig versichern, dass sie eigentlich nie Probleme hätten.

Eines vorweg: Nein, ich bin kein Hundehasser! - Mit manch einem Hund bin ich gar „per du“. Demzufolge streue ich auch keine Giftköder in die Landschaft, doch gemächlich, aber zielstrebig werde ich vielleicht zu einem Hundehalterhasser.

 
Was erwarte ich mir?

 
Von Lokalpolitikern:

Nichts, denn die sind auf Stimmen scharf, wie Hunde auf meine Waden und wollen sich mit niemanden verscherzen.

 
Von der Exekutive:
Nichts, denn es ist ja nichts passiert - so what?

 
Von Hundehaltern:

Na ja, vielleicht ein Verständnis dafür, dass es auch noch Menschen gibt, die ungestört eine Radfahrt, einen Spaziergang unternehmen wollen, die es nicht lustig finden von Hunden gejagt, angesprungen, ausgebellt, angefletscht, also verkürzt, schlichtweg bedroht zu werden. Es gibt auch alte Personen, die Operationen hinter sich haben, ein Sprung eines Hundes auf deren Körper, kann unglaubliche Schmerzen verursachen, auch wenn das Herrchen beschwichtigt: „Der tut nichts.“

Und bei nicht wenigen Hundebesitzern bezweifle ich, ob sie die notwendige Reife und Fähigkeiten besitzen, einen Hund überhaupt zu halten. Im Interesse der Allgemeinheit und auch des Hundes, wäre zu überdenken, ob man wirklich jeder Person zubilligt, sich einen Hund zu halten.

Lambert Oitzinger, im Jänner 2019