Nein, ich bin kein typischer
USA-Basher.
Weder zähle ich mich zu den Links- noch
zu den Rechtsextremen. Die Linken klagen die USA wegen des Kapitalismus an, die
Gründe der paranoiden Rechten will ich gar nicht aufzählen, dazu fehlt mir der
Platz und die Geduld.
Über das will ich gar nicht
schreiben.
Ehrlich gesagt, war ich stets ein
US-Fan, obgleich ich bis dato noch nie dort drüben war.
Das begann schon in meiner Kindheit
mit dem Lesen von Wild-West-Comics. Und in den Mittelteilen dieser Comics waren
Geschichten über das reale Leben der Menschen in den USA des 19. Jahrhunderts.
Und natürlich darf das Fernsehen nicht vergessen werden. „Die Waltons“
beispielsweise. Ich war beeindruckt von diesem Pioniergeist und bin es immer noch, wie eine Weltmacht im
Zeitraffer praktisch aus dem Nichts entstehen konnte. Schon als Kind dachte ich
bei mir, ob es eines Tages auch möglich sein sollte, dass es so etwas wie
Vereinigte Staaten von Europa geben würde.
Unzählige Filme kommen aus den USA.
Eigentlich verrückt, ich lebe in Österreich und kenne mehr Filme aus den USA,
als aus den Nachbarländern Österreichs zusammen. Ich kenne amerikanische
Politiker, kenne aber nicht einmal den Namen des Schweizer Präsidenten. Ich
liebe US-Sitcoms und frage mich warum. Die paar wenigen Versuche Sitcoms in Österreich
oder Deutschland zu produzieren wurden mehr oder weniger Flops. Ich liebe die
Selbstironie und den Humor in den Filmen. Und ich werde wütend, wenn Menschen
abfällig über den Mangel von Kultur in den USA reden, weil wir, ja weil wir ja
den Mozart hätten. Diese Menschen können selbst nicht einmal ein
Musikinstrument spielen und kennen auch kein einziges Stück von Mozart, aber
solche Chauvinisten gibt es wohl überall auf der Welt. Wegen der Kultur müssen
sich die US-Amerikaner nicht genieren. Unzählige Musikstile kommen aus den US,
egal ob Soul, Blues, Jazz oder Rock 'n' Roll ist. Faszinierende Schauspieler und
hervorragende Musiker bereichern die Welt mit Genialitäten.
Dann war da noch mein Vater, der
damals als Prisoner of War in amerikanische Gefangenschaft kam. Er war im Fort
Custer stationiert und schwärmte von seiner Gefangenschaft. Ironie der
Geschichte, gerade in einem Fort mit diesem Namen. Er durfte Englisch lernen,
den LKW-Führerschein machen und wäre gerne in den USA geblieben. Dann allerdings
gäbe es den Verfasser dieser Zeilen nicht.
Und trotz alldem muss ich wohl
einige Abstriche machen, auch die USA haben im Laufe ihrer Geschichte nicht
immer eine blütenweiße Weste besessen.
Darf ich das nun überhaupt sagen.
Ich, der einem Volk entstammt, welches zwei Weltkriege angezettelt hat und
kausal für Millionen Menschenleben Verantwortung zeichnet?
Ich darf mich glücklich schätzen,
dass ich nicht in die Zeit der zwei Weltkriegen geboren wurde. Mein Großvater
beispielsweise musste in zwei Kriegen „dienen“, wenn man das so sagen kann.
Doch, ja, ich denke schon, dass es
mir zusteht auch Überlegungen über andere Länder anzustellen, trotz unserer
nicht gerade berauschenden Vergangenheit.
Was muss man nun von einem Land halten, das Menschen, die Unrecht
aufzeigen, derartig abartig behandelt, ich verweise auf den Wikipedia-Artikel Bradley Manning und
zitiere daraus:
„Im März 2011 wurde über seinen Verteidiger David Coombs bekannt,
dass Manning ohne Erklärung seine Kleidung abgenommen worden und er gezwungen
worden sei, nachts sieben Stunden lang nackt in seiner Zelle auszuharren.
Danach habe er nackt vor seiner Zelle antreten müssen. Die gleiche
erniedrigende Form der Behandlung werde bis auf weiteres wiederholt. Brian
Villiard, ein Sprecher des Gefängnispersonals, bestätigte den Vorfall unter
Berufung auf die Gefängnisregeln. Eine
schriftliche Beschwerde Mannings selbst über seine Haftbedingungen wurde sechs
Monate später abgelehnt.“
Wie perfide ist das denn? Hat das noch irgend
etwas mit Menschenrechten, mit Menschenwürde zu tun? Ist das der moderne
Strafvollzug eines modernen Staates oder lässt hier eher das Mittelalter
grüßen?
Dies ist nicht ein schwarzes Relikt aus der
Vergangenheit, sondern geschieht JETZT!
Ein Mensch, der Folter nicht begeht, sondern
aufdeckt, wird nun mit Folter bestraft. Ein Mörder wird mit mehr Menschenwürde
respektiert.
Seid Ihr, und damit meine ich die politischen
Verantwortlichen der USA, geistig noch normal, wenn ihr so etwas zulässt?
Ihr geht ja auch liebend gerne mit „christlichen
Werten“ hausieren und erwähnt in jedem zweiten Satz „Gott“.
Merkt Ihr eigentlich wie Ihr verlogen seid? Seid
Ihr davon überzeugt, dass Jesus Christus auch so etwas machen würde?
Nein, ich spreche nicht zu den US-Bürgern, denn
ich bin überzeugt, dass die Mehrheit der US-Bevölkerung eine solche Tortur
ablehnen wird, die eigentlich nur Geisteskranken, Sadisten einfallen kann.
Und jetzt Snowden.
Unsere Politiker sind bestürzt oder tun zumindest so und dann … Nichts!
Bloß keine Scherereien, bloß keinen Ärger mit den USA, Wirtschaft
steht über Menschenrechten.
Ein Mensch, der sein Leben für die Menschenrechte eingesetzt hat, wird
kaltblütig vor der Tür stehen gelassen.
Ich bin entsetzt und angewidert von unseren Politikern.
Sowohl von Bundeskanzler Faymann, der die ureigensten Werte der Sozialdemokratie verrät, die eben gerade für Humanismus standen.
Von der ÖVP bin ich es eigentlich gewohnt und wenn eine Mikl-Leitner
lapidar den Antrag ablehnt, weil er „formal
nicht richtig ist“, fühle
ich mich in meinen vermeintlichen Vorurteilen nur bestätigt.
Und ich verweise nochmals auf das
Grundsatzprogramm der ÖVP mit der Forderung:
Streicht endlich Eure
dämlichen Verweise auf die christlichen Werte aus dem Grundsatzprogramm!
„Wir
begründen unsere gesellschaftspolitischen Grundsätze aus dem christlichen
Bekenntnis zur Würde des
Menschen.
Unser politisches Handeln richtet sich am Einzelnen und dessen Einbindung in
die Gemeinschaft
aus. Wir
folgen dabei den Prinzipien der Nächstenliebe, der Gerechtigkeit, der Freiheit
und der Toleranz. Wir arbeiten für den Frieden und die
Erhaltung der Schöpfung.“
Das ist nur mehr lächerlich – das Wasser, das ihr predigt ist schal
geworden und wird von niemand mehr ernst genommen, der bis zwei zählen kann.
… und zu Weihnachten werden die Politiker in die Kirche gehen und sich
die Herbergssuche zu Gemüte führen.