Töchter in der
Bundeshymne – die Zweite oder Gibt es nichts Wichtigeres?
Wer mich kennt, weiß, dass ich
nicht viel von diesem chauvinistischem nationalem Getue halte. Begriffe
Nationalismus und Patriotismus sind vielfach leere Phrasen, die oft genug missbraucht
wurden.
Zynisch betrachtet, müsste man
sagen, Nationalismus und Patriotismus sind eigentlich nur dazu da, um zu
wissen, wen man im Krieg erschießen soll.
Insofern gehört mehr dazu, als dem
Tragen einer Lederhose und dem Absingen der Bundeshymne, um ein braver
Staatsbürger zu sein.
Die Hymne ist wieder in aller
Munde, also wieder mal die alte Hymne, also die ohne "Töchter" bei einer
Sportveranstaltung zum Besten gegeben wurde.
Ich will mich hier gar nicht mit
diesen Details beschäftigen, aber wenn ich die vielen Postings lese, so stelle
ich schon fest, dass es oftmals gar nicht um die Hymne geht, sondern viel mehr
wird dieser Umstand genützt um gegen die grüne oder die linken Parteien zu wettern und ein wenig
Macho-Kult ist auch dabei. Eine Art Umwegkritik: Der Autofetischist, der sich
über Geschwindigkeitsbegrenzungen ärgert, nützt die Gelegenheit sich über
dieses Thema aufzuregen.
Interessant ist auch, dass
justament dieselben Personen, die sich über den Schleier bei Muslimas
echauffieren, weil dieser die Unterdrückung der Frau darstelle, sich vehement
gegen das Wörtchen „Töchter“ aussprechen und von „Genderwahn“ reden und sich
plötzlich zu Musikexperten aufspielen, als kämen sie gerade vom Mozarteum und
beklagen die Unsingbarkeit der Hymne.
Ein Argument, das immer fällt, ist
die „Wichtigkeit“ - „gibt es denn nichts Wichtigeres?“
Na klar gibt es das, und diese Diskussionen müssten gar nicht elendslang geführt werden. Man nehme einen
Bleistift und schreibe über Söhne „und Töchter“ und das Thema wäre gegessen.
Im Übrigen bin ich der Meinung,
dass eine Bundes- wie auch Landeshymne vom Urheberrecht befreit sein muss und
Gemeingut ist und gesungen werden darf, wie man möchte. Äußerst bedenklich
empfinde ich es, wenn derartiges gar per Gesetz untersagt wird – siehe Gesetz
vom 17. November 2004 über die Tiroler Landeshymne (LGBl.
Nr. 3/2005). Auch eine Änderung der Hymne oder eine Parodie darüber, gehört
zur Meinungsfreiheit.
Aber eines möchte ich schon
bedenken, es ist eine Frage der Höflichkeit, ob wir Töchter inkludieren oder nicht. Ich
stelle mir vor, was wohl so ein Macho-Man seinem Töchterlein antwortet, wenn es
ihn fragt, weshalb Töchter nicht erwähnt werden.
Und nur weil es viel wichtigere
Dinge gibt, deshalb grüße ich trotzdem noch und sage Danke und Bitte.
Danke fürs Lesen.
Lambert Oitzinger, Sonntag, den 15.
Februar 2015