Geld oder doch lieber Joule
Geld ist schon ein
eigenartiger Gegenstand.
Ich persönlich bin in den
1970igern aufgewachsen. Und das damalige Credo war, dass man bevor man Geld
ausgibt, vorerst sparen muss. Als graphisches Synonym wurde dazu die
Werbung der Sparkassen mit der Werbefigur des Sparefrohs unterstützt.
Nona, dachte man als Kind,
welchem man mittels Äpfeln das Zählen beibrachte. Wie sollte es auch möglich
sein, mehr Äpfel abzugeben, als man besaß.
Bis man aufgeklärt wurde,
dass die Bank, während die Ersparnisse bei der Bank liegen, damit anderen
Personen Geld leihen, damit diese wiederum mit diesem Geld wirtschaften können.
Soviel zur kindlichen Naivität. Dass Banken auch mehr verleihen, als sie
besitzen wurde damals noch nicht praktiziert oder besser gesagt nicht erwähnt.
Beim Versuch das Wesen „Geld“
zu fassen, tu ich mir schwer.
Dass man für eine geleistete
Arbeit Geld erhält und im Gegenzug sich eine andere Leistung oder Ware kauft,
lässt sich ja nachvollziehen und auch dessen praktische Handhabung ist ja
unbestritten. Die Idee dahinter ist die, dass ich für denselben
Leistungsaufwand, dieselbe Geldmenge erhalte und vice versa. Und so
funktioniert es ja auch - mehr oder weniger.
Gemein und kompliziert wird
es allerdings, wenn man in langfristigen Zeiträumen denkt. Gemein deshalb, da
der Wert des Geldes nicht beständig ist.
Dazu ein Beispiel:
Meine Mutter hat in den
1970igern Gästezimmer vermietet. Für eine Übernachtung im Jahr 1975 erhielt sie
85 österreichische Schilling. Meine Mutter ist eine sehr sparsame Frau, fuhr
nie auf Urlaub und legte das Geld auf ein Sparbuch. Der Einfachheit halber
lassen wir mal die Zinsen weg. Würde meine Mutter heute sich im Gegenzug eine
Übernachtung in einer Privatperson gönnen, dann hätte sie wohl Schwierigkeiten
um EUR 6,18 (85 ATS/13,7603) ein Zimmer zu erhalten.
Dass es Inflation gibt, ist
mir schon bekannt, aber weshalb, ist mir nicht so ganz klar.
Bei einem Vortrag eines
Angestellten der Österreichischen Nationalbank (ÖNB), meinte dieser, dass es
möglich ist, durch Steuerung der Geldmengen die Inflation zu regulieren.
Derzeit versucht man die Inflation bei 2% zu halten. Daraufhin fragte ich ihn,
wenn es schon möglich ist, die Inflation zu steuern, weshalb reduziert man sie
nicht gleich auf 0%.
Er pflichtete mir bei, dass
dies sozialer wäre, allerdings gab er zu bedenken, dass dadurch die Wirtschaft
ins Stocken geraten würde und dadurch Arbeitsplätze gefährdet werden, weil die
Menschen das Geld horten und nicht ausgeben würden.
Mit anderen – nämlich meinen
– Worten bedeutet das, dass man den Wert des Geldes – also das Eigentum von
Menschen mit Absicht vernichtet, um wiederum Arbeit zu erhalten. Arbeitsplätze
und Wirtschaftswachstum scheinen Totschlagargumente zu sein, die offenbar immer
und überall wirken, ohne wirklich hinterfragt zu werden.
Stellen Sie sich vor ein
Glaser würde mit Absicht die Fenster von anderen Häusern einschlagen, um wieder
mehr Aufträge zu erhalten, ich denke, vorausgesetzt man würde ihn fassen, er
wäre sehr schnell im Gefängnis, selbst – und jetzt kommt‘s - wenn er die
gleichen Argumente vorbringt, wie die Österreichische Nationalbank (ÖNB) oder
die Europäische Zentralbank (EZB) vorbringen würde.
Ich behaupte: Geld = Energie.
Warum auch nicht? Um eine
Arbeit verrichten zu können, muss man zuerst Energie investieren. Ganz
offensichtlich mit Nahrung, Kleidung, Wärme und etwas diffiziler auch mit
Bildung etc.
Wenn Geld also nichts anderes
als eine Metamorphose von Energie ist, so ist eine geplante Zerstörung
desselben nichts anderes als eine Energievernichtung, nicht unähnlich der nun
oft zitierten geplanten Obsoleszenz. Güter werden bewusst schlecht produziert,
um sie schnell wieder zu entsorgen, um neue zu kaufen.
Ein Installateur meinte mal,
als die Geschäfte nicht so gut liefen, es bräuchte wieder mal einen Krieg,
damit wieder alles neu gebaut würde – ob er auch daran gedacht hat, dass er
auch ein Opfer eines Krieges sein könnte, wage ich zu bezweifeln.
Ich behaupte: Dass derartige
Zerstörungen, ob durch Inflation, geplante Obsoleszenz oder gar Krieg WIDER der
VERNUNFT sind.
Es ist lediglich der Versuch
ein System aufrechtzuerhalten, welches wir so halb verstanden haben und uns
nicht die Mühe machen, dass es allerdings im Wandel ist.
Wir brauchen nicht mehr
Arbeit.
Seit Menschheitsgedenken
versucht das Tier Mensch, seinen Arbeitsaufwand aufs niedrigste zu reduzieren.
Diese Ratio schlummert in jedem noch so kleinsten Lebewesen mit möglichst wenig
Aufwand, möglichst viel Ertrag zu erzielen.
Ich kenne niemanden, der sein
Geschirr nochmals verdreckt, damit er nochmals das Geschirr abwaschen darf oder
sein Auto zerstört, damit er die Wirtschaft fördert. Innerhalb unserer
Privatsphäre handeln wir ökonomischer.
Klug ist das Handeln der ÖNB
oder EZB nicht, weil sehr kurzfristig gedacht. Wäre der erwirtschaftete
Geldwert meiner Mutter gleich geblieben, so könnte sie sich jetzt auch eine
Übernächtigung leisten, so allerdings ist der Geldwert vernichtet. Zugegeben
man hätte 40 Jahre warten müssen, bis der Wert wieder in die Wirtschaft floss,
aber das spielt keine Rolle, besser wäre es allemal, als dass der Wert zerstört
wurde. Gerecht ebenso nicht. Denn wenn man schon dafür plädiert, dass man für
seine Altersversorgung zuständig ist, dann kann man nicht gleichzeitig diese
vernichten, das ist zynisch.
Und wer muss wohl am längsten
sparen, das sind nicht die Reichen, das sind die Kleinverdiener.
Das heißt, wenn Geld schon
die Funktion als Tauschwert behalten soll, dann wäre es angebracht, dass man
Geld einen fixen unzerstörbaren Wert
zuweist, auch wenn man dazu auf die Physik ausweichen muss und da wären wir
wiederum bei der Ursprungsform des Geldes angelangt, nämlich Energie
ausgedrückt in der Maßeinheit Joule.
So würde der Wert eines
Brotes ca. 1 Megajoule zuzüglich der Leistungserbringung des Bäckers betragen
unabhängig, ob wir das Jahr 1974 oder 2016 schreiben.
Leistung würde dadurch nicht
zerstört und könnte im späten Alter zurecht in Anspruch genommen werden.