Samstag, 24. November 2012

Argumente pro Wehrpflicht ... oder nicht?


Nachdem ich nun doch einige hunderte Kommentare in den diversen Online-Zeitungen gelesen und Radiojournalen gehört habe, haben sich ein paar fiktive Charaktere herauskristallisiert, die pro Wehrpflicht stimmen:
 
1.           Mutter, deren Sohn bald zum Bundesheer gehen muss, votiert für die Wehrpflicht, weil das Bundesheer ihren Sohn endlich mal Ordnung und Disziplin beibringt, ihr gelang es nicht.
2.           Vater, der Sorge hat, dass sein Sohn homosexuell wird und sich deshalb lautstark für die Wehrpflicht einsetzt und argumentiert mit Pflichterfüllung und dass die noch niemanden geschadet hat.
 
3.           Junges Mädchen, deren Freund beim Bundesheer ist und sie es deshalb für voll cool hält.
 
4.           Dame im mittleren Alter, die dem Zauber der Montur erlegen ist und sich deshalb für das Bundesheer oder Wehrpflicht oder so einsetzt, so genau weiß sie das nicht.
 
5.           Älterer Herr, Altnazi, der Zivildiener stets als Weicheier und als feige in den diversen Internetforen beschimpfte und nur Soldaten als richtige Männer anerkannte, jetzt aber bemerkt, dass er vielleicht einmal Pflegehilfe benötigt und er dann doch einen billigen Zivildiener braucht und deshalb argumentiert er es mit der vaterländischen Verpflichtung dem Land zu dienen.
 
6.           Der Metzger, weil er durch seine Verkäufe an die Kaserne gut lebt.
 
7.           Der Bäcker, weil er durch seine Verkäufe an die Kaserne gut lebt.
 
8.           Der Lokal-Politiker, der den Bäcker und Metzger unterstützt, um wieder vom Metzger und Bäcker gewählt zu werden und deshalb öffentlich von den Werten der österreichischen Neutralität spricht, die es gilt zu erhalten, wenn die Kaserne in der Stadtgemeinde verbleibt.
 
9.           Der Waffenhändler und der Industrielle, der das Heer mit „Berufsbekleidung“ für Rekruten beliefert. Sie machen sich naturgemäß Sorgen um ihre Geschäfte.
 
10.       Der Bundespolitiker, der den Waffenhändler und den Industriellen persönlich kennt und auf der Jacht des Industriellen schon mal mitsamt Gattin eingeladen war und im Radio an das Volk appelliert für die  Sicherheit und Neutralität von Österreich zu votieren.
 
11.       Das ältere Ehepaar, das gerne Radio hört und findet, dass die Sicherheit von Österreich in Gefahr ist, bei Abschaffung der Wehrpflicht.
 
12.       Der Politiker, der grundsätzlich das behauptet, was ihm der Clubzwang vorschreibt.
 
13.       Der Offizier, der sich seiner Macht beraubt fühlt, wenn ihm diejenigen abhanden kommen, die ihm von Staatswegen unterstellt waren.
 
14.       Der Offizier, der Sorge trägt, dass ihm sein VW Touareg als Dienstfahrzeug abhanden kommt.
 
15.       Der Offizier der sich Sorge macht, dass „Ausbildungszentren“ geschlossen werden und er somit auf sein günstiges Urlaubsziel verzichten muss.  
 
16.       Der Ausbildner, der befürchtet, eventuell jene Arbeiten verrichten muss, die zuvor die Rekruten vollzogen haben.
 
17.       Der 25jährige, der auch die Wehrpflicht absolvierte und nun nicht einsieht, dass andere davon entbunden werden.
 
18.       Der 17jährige, der ein Fan von allem Militärischen ist und daher für alles Militärische votiert, er sieht seine Karriere beim Militär, weil Schule ist nicht seines. Am liebsten mag er Actionfilme.
 
19.       Der Motocross-Sportler und der Sportfischer, die vom Heer gesponsert werden, im Namen der Landesverteidigung.
 
20.       Die Eltern des Motocross-Sportlers und des Sportfischers, die sehr stolz auf ihre sportlichen Söhne sind.
 
21.       Der Kitzbühler Hotelier, der auf die überaus günstigen Helfer beim Hahnenkammrennen nicht verzichten will.
  
Vollständigkeit kann nicht garantiert werden.

Donnerstag, 22. November 2012

Freiheit für Nasrin Sotudeh

Ja, ich weiß, es gibt viele Tragödien auf dieser Welt und man kann eh nicht die Welt retten und ja man wird mich als naiven Gutmenschen bezeichnen und ...

Der Zufall wollte es, dass ich ein klein wenig über den Iran und die Menschenrechtsverletzungen des Regimes erfahren habe.

Wenn man nichts über ein Land weiß, dann ist alles relativ einfach. Darf man ein paar Blicke in dieses Land werfen, wird alles komplizierter und einfache Vorurteile schmelzen sehr rasch hinfort.

Dann sieht man plötzlich nicht mehr nur ausschließlich religiöse Fanatiker, 
die pausenlos US-Flaggen verbrennen und den Westen verteufeln und bei jedem islamistischen Attentat die Zungen vor Begeisterung schnalzen.

Nein, die Iraner, die ich kennen lernen durfte,  sind nicht böse, es sind junge, wunderbare, herzliche und kluge Menschen, die nichts anderes lieber wollen, als in Freiheit zu leben und zu lieben, mit den gleichen Sehnsüchten wie alle junge (und auch ältere) Menschen auf dieser Welt.

Die Welt ist kleiner, als wir es wahrhaben wollen und das nicht erst seit ein paar Jahren.

Einige hundert Meter von meinem Wohnort entfernt, lag die antike römische Stadt Aguntum, dort fand man unter anderem ein Relief des persischen Sonnengottes Mithras. Eine Gottheit, die am 25. Dezember in einer Felsenhöhle von Hirten bewacht, geboren wurde. Die Mythologie besagt, dass er von einem Vatergott gesandt wurde um die Welt zu retten. Die Feste, die wir feiern, scheinen oftmals weitaus tiefere Ursachen zu haben, als die uns von klein auf gelehrt wurden.


Leider ist Humanismus keine permante lineare Entwicklung und erlebt immer wieder Rückschläge und zwar dann, wenn es Minoritäten gelingt, sich zu Diktatoren aufzuschwingen und unter irgendwelchen Deckmänteln ihr Diktatordasein rechtfertigen. In solchen Regimen profitieren immer wieder Einzelne, die sich ihre menschenunwürdige Macht nicht wegnehmen lassen wollen.

Und diese Oligarchen unterdrücken mit Grausamkeit und Brutalität, Menschen, die sich für Freiheit und Menschenrechte einsetzen, um ihre Macht zu sichern.

Eine dieser Menschenrechtsaktivistin ist Nasrin Sotudeh, ein Rechtsanwältin. Eine Mutter mit zwei Kindern. Unter fadenscheinigen Gründen wurde sie zu sechs Jahren Haft verurteilt.

Sie ist in Hungerstreik getreten und laut Berichten ist ihre gesundheitliche Situation äußerst kritisch.

Ich kenne die Kritik, dass es allzu einfach bequem ist, die eine oder andere Petition via Laptop zu versenden und das war es dann auch schon.

Und trotzdem möchte ich den Leser und die Leserin dieser Zeilen dazu animieren, die Protestnote via Amnesty International weiterzuleiten, auch wenn es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, um bei der Metapher zu bleiben, steter Tropfen höhlt den Stein.
Ich würde mich freuen, wenn auch Du diese Petition unterstützen würdest - hier der Link zu Amnesty International:

Free rights activist Nasrin Sotoudeh