Montag, 23. Dezember 2013

Meine Mutter beichtete, weil Sie Kreisky wählte

Das Interview vom neuen Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter
Meine Mutter beichtete, weil Sie Kreisky wählte
im Kurier

… sollte man gelesen haben – hier ein Auszug:

Aber meine Mutter hat in den 70er-Jahren zwei Mal Bruno Kreisky gewählt, weil er das Stipendium für Bauernkindern eingeführt hat. Sie ging natürlich beichten und der Pfarrer hat ihr als Buße jeweils zwei Mal das „Gegrüßet seist du Maria“ aufgetragen. Das war also die Strafe in den 70ern, wenn man SPÖ gewählt hat (lacht).“

Das wirft naturgemäß doch die eine oder gar die andere Frage auf:

Ich frage mich, welche Strafe mir die Kirche heute auferlegt, wenn ich dem Pfarrer meines Vertrauens beichte, was ich wähle.

Ja genau, was sagt die Kirche heute dazu? Gibt’s noch Strafen für „Falschwähler“?

Hätte Jesus Christus wirklich ÖVP gewählt? Ich hätte hinsichtlich dieser Gütergemeinschaft mit seinen Aposteln doch eher auf Kommune – sprich Kommunismus getippt.

Er hat Unmengen Fisch aus dem Nichts erschaffen und sie den Menschen gegeben. Es ist nicht überliefert, dass er dafür Geld genommen hätte und mit den Worten ergänzt: „Geht es der Fischwirtschaft gut, geht es den Menschen gut.“ Nein, davon ist nichts überliefert. Auf die Wein-Industrie will ich mich gar nicht einlassen. Auch wenn man die wundersame Fischvermehrung und Wasser-zu-Wein-Umwandlung nicht unbedingt wortwörtlich tierisch ernst nehmen sollte, die Ultrakatholiken verstehen hier keinen Spaß oder besitzen auch nur Quantensprüngchen an Phantasie, dass in der orientalischen blumigen Aussprache, vielleicht dies nur im übertragenen Sinn so gemeint sein kann. Da kann man sehr schnell sein Lehramt verlieren, wenn man leisen Verdacht bezüglich Jungfrauengeburt haucht (siehe Uta Ranke-Heinemann).

Hätte Jesus Christus ein Stipendium für Bauernkinder als Sünde erachtet?

Warum es eine Sünde ist zweimal zu heiraten und zwar dann, wenn man beides Mal kirchlich heiratet, aber nicht, wenn man das erste Mal nur standesamtlich heiratet, will mir auch nicht gänzlich einleuchten?

Auch dachte ich eher, dass Jesus Pazifist gewesen wäre, gut das eine Mal im Tempel ist ihm die Geißel etwas ausgekommen, aber seien wir ehrlich, wem ist das nicht schon mal passiert?

Aber, dass Jesus gerauft hätte, darüber stand nichts in der Bibel, und er hat – Achtung jetzt kommts: … als er gekreuzigt wurde, keine Engelsheerscharen herbeigerufen! … obwohl er dazu in der Lage gewesen wäre, ja wirklich. Das war mir auch neu, aber letzteres hat mir ein leibhaftiger Frater (Bruder) erklärt, der kurz, sehr kurz, um genau zu sein, einen Tag lang mein Religionslehrer pardon unser Religionslehrer war – daraufhin baten mich meine Klassenkameraden, ob ich vielleicht nicht doch beim Schuldirektor intervenieren könnte und wir wieder unseren guten alten weltlichen Religionslehrer bekommen könnten. Der Schuldirektor war ein gütiger Mann und wir hörten nichts mehr von heiligen Engelscharen mit feurigen Schwertern.

Dann diese elendige Begriff „Stolz“, den ich schon unzählige Male auseinander nahm, wieder zusammenschraubte und wieder zerschlug und es wurde nichts Brauchbares daraus.

Was hat es bitte mit diesen vermaledeiten „Stolz“ auf sich. Rein philosophisch, ohne Zuhilfenahme von geistlichen Einflüsterern vermag ich festzuhalten, dass „Stolz“ eben kein ehrenwertes Attribut ist, auf das man zu Recht … ähm … lassen wir das. Machen wir es kurz: „Stolz“ ist eine Todsünde. Und aus. Der Vorteil an religiösen Dogmen ist, dass man sich die Finger nicht wund schreiben braucht, um es zu belegen. Es steht geschrieben. Und aus. Quod scripsi, scripsi. Rom hat gesprochen. Roma locuta, causa finita.

Aus mit der Maus.




Sonntag, 8. Dezember 2013

Sprachmelodie der FPÖ

Ich kann mir nicht helfen, selbst deren Melodie in ihren Aussagen erweckt in mir ungute Assoziationen.


"Wir stehen hinter, vor und neben dir auf dem Weg zum ersten freiheitlichen Bundeskanzler"

Generalsekretär Harald Vilimsky, 07.12.2013, FPÖ-Parteitag in Graz




„Vor uns liegt Deutschland, in uns marschiert Deutschland und hinter uns kommt Deutschland!"

Adolf Hitler, 1934, Reichsparteitag in Nürnberg

Samstag, 7. Dezember 2013

Wenn Menschenleben Brauchtum nachgereiht wird

"Das war kein Krampus, sondern ein Sadist"

Kommentar zu oa. Beitrag

Ich kann mich noch gut an einen alten ORF-Beitrag aus den 1970ern erinnern, in dem man dieses „Brauchtum“ vorstellte. Krampusse wurden in die Stube gelassen, die Kinder hatten Todesangst und weinten zum Gaudium der Erwachsenen.

Keine Kritik aus der Bevölkerung war zu vernehmen – weil, ja weil es ja „immer schon a so woa.“ Hätte man einen Hund derart in Panik versetzt, wäre wohl ein lauter Aufschrei in allen Medien zu vernehmen gewesen.

Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, als der von mir sehr geschätzte Verhaltensforscher Otto König in Matrei i. O. anlässlich einer solchen Veranstaltung verletzt wurde und man das lachend und stolz weiter erzählte - als ob man auf eine Körperverletzung an einem alten Mann stolz sein könnte. 


Wenn die Gesundheit oder gar Menschenleben einem Brauchtum nachgereiht werden, dann sagt das einiges über die Akteure aus und wenn selbst nach diesem Vorfall das Brauchtum noch immer wichtiger ist, als das Überleben eines Menschen und man lautstark versucht es zu verteidigen, anstatt einfach einmal aus Pietät das Maul zu halten, dann frage ich mich ernsthaft, ob diese Menschen noch geistig zurechnungsfähig sind.