Freitag, 25. Januar 2019

Der tut nichts!



Vor einigen Jahren:

Dölsach:
Vom Dölsacher Schwimmbad beginnende Wanderung zum Ederplan. Aus einem Gehöft springt ein aggressiver Hund. Ich gehe einige Meter rückwärts und versuche nicht zu stolpern - aus Sorge der Hund schnappt vielleicht zu. Irgendwann lässt er von mir ab. Anschließend war ich aggressiv.

Radfahrt durch Tristach:
Aus einem Haus an der Seebachstraße überschlägt sich beinahe ein boshafter Hund im rechten Winkel. Ich erschrecke, trete hastig in die Pedale und hebe meine Füße in die Höhe, in der Hoffnung, der Hund lässt ab, solange das Fahrrad noch rollt. Ich fluche, trotz nahender Tristacher Pfarrkirche.

Mienekugel, Feldweg, Nähe Baumarkt:
Mit Rad zur Arbeit. Großer schwarzer Hund jagt auf mich zu, Panik überfällt mich, ich weiche in die Wiese aus, Hund umkreist mich und bellt mich an und aus, Hundebesitzerin brüllt, Hund läuft davon, Besitzerin läuft ihm nach.

Einige Tage später:
Mienekugel, Radweg - mit Rad zur Arbeit.
Derselbe schwarze Hund erspäht mich, rennt auf mich zu, ich fahre in die Wiese, versuche mich mit dem Rad zu verschanzen, Besitzerin ruft, Hund läuft davon, Besitzerin läuft ihm nach. Ich vergesse meine gute Erziehung und verfluche Hund mitsamt Besitzerin lautstark. Ich erwähne deutlich, was mit ihr und ihrem Hund geschehen solle, allerdings im Konjunktiv. Herz rast. Frau mit schwarzem Hund ward nie wieder gesehen. Geht doch.

Huben, Rast auf einer Bank am Schwarzachbach
Großer, blonder Hund springt auf mich zu, bleibt vor mir stehen und bellt mich aus. Ich kaue nur mehr vorsichtig meinen Müsli-Riegel. Besitzerin macht keine Anstalten den Hund zu sich zu rufen. Vermutlich ist Besitzerin auch blond.

Matrei in Osttirol, Heimfahrt mit Rad über die Ortschaft Feld.
Unsportlich wie ich bin, fürchte ich mich vor der herannahenden Steigung nach Feld. Hund erblickt mich und jagt mich den Berg hinauf. Ich verschiebe meine Prioritäten, Panik befällt mich. In Rekordzeit in Feld angelangt. Ich verwünsche dennoch den Hund und den Bauernhof und den übrigen Teil der Landschaft. Verzichte auf hinkünftige Radtouren nach Matrei. Bin bestimmt nicht der einzige, dem dies dort passiert.

Lienz, Nähe Chinarestaurant Shanghai:
Mit Rad zur Arbeit, schon etwas müde nach 5 Kilometern. Jugendlicher auf sein Mobiltelefon starrend, dirigiert mit seinen Füßen einen schwarzen Mops. Mops erblickt mich und versucht in meine Schuhe und/oder Reifen zu beißen, ich trete nochmals fest in die Pedale und entkomme dem kleinen schwarzen Teufel.
Nächster Tag, gleiches Szenario. Jugendlicher, Mobiltelefon, beißfreudiger Mops. Ich erteile dem Jugendlichen den Ratschlag unter Zuhilfenahme einiger deftiger Vokabeln und erhöhten Dezibel, es mal mit einer Leine zu versuchen. Nächster Tag. Jugendlicher hat Leine gefunden und erkundigt sich, ob ich dermal besser geschlafen hätte. Habe ich nicht, aber die Leine ist schon mal ein guter Anfang. Schade, dass sich die Klischees von China-Restaurants nicht erfüllen.

Nußdorf-Debant, Hochstadelweg:
Morgens früh, Dämmerung. Alte Frau führt zwei Zwerg-Dings-Hunde aus, ich achte darauf, dass keiner von den zweien mir ins Rad läuft. Im letzten Moment bemerke ich, dass sie noch einen dritten besaß. Wahrscheinlich gab’s die Hunde im Sonderangebot - drei für zwei. Dummerweise befand sich das dritte Hundchen auf der anderen Straßenseite, quer über die Gemeindestraße war eine Hundeleine gespannt. Ich konnte noch bremsen. Alte Frau mit Sprachfehler entschuldigt sich - eventuell kognitiv beeinträchtigt.

Spaziergang Wartschenbach - Untergaimberg Richtung Talstation Lienzer Bergbahnen
Kleiner zorniger - no na - Kläffer stürmt aus Hauseinfahrt, sämtliche Zähne sind ausgesprochen gut erkennbar, auch das Zahnfleisch ist vollkommen intakt, die nächsten Meter gehe ich rückwärts und hoffe, dass er nicht beißt oder von einem Auto überfahren wird. Es kommt kein Auto. Leider.

Spaziergang, kleine Brücke über Debantbach, Februar 2018
Frau mit zwei Hunden an der Leine nähert sich. Ein größerer friedlicher Hund (ja, solche gibt’s auch), der mich ignoriert und ein Rottweiler, der mich leider nicht ignoriert. Vielmehr dreht der offensichtlich geistesgestörte Rottweiler durch. Die Besitzerin - Geisteszustand nicht einschätzbar -  hat alle Mühe den Hund zu halten und schreit dem Hund zu, dass nur ein Fotoapparat an meinem Nacken hängt - offensichtlich der Aggressionsauslöser des Hundes. Zudem hängt mir noch der Angstschweiß in der Stirn. Nehme Umweg mit schlotternden Knien in Kauf, um nach Hause zu gelangen.

Dölsach, Spaziergang Debantbach, Ostufer, Jänner 2019
Begegne älteres Pärchen mit zwei oder drei, ach egal - wieviel Hunden. Ein Kläffer versucht mich zu beißen und ich drehe mich mit ihm im Kreis, während sich die Frau entschuldigt. Bin beschäftigt dem Hund auszuweichen, bin grantig und verweigere stillschweigend die Annahme der Entschuldigungen. Freunde empfahlen mir, einfach zu treten. Habe Angst vor Bericht in der Kronen Zeitung und den folgenden Shitstorm in Form von Morddrohungen.

Eine Woche später. Sonntag.
Spaziergang Debantbach - Drau, Jänner 2019
Nach dem Genuss von erholsamen Sonnenstrahlen an der Drau stehe ich am Draudamm. Am Radweg nähert sich ein junger Herr mit schwarzem Hund. Hund will auf mich zustürmen. Herrchen ruft Hund zurück. Glück gehabt! Ich atme auf und warte bis Hund und Besitzer in sicherer Entfernung sind. Zu früh gefreut, Hund disponiert um und jagt auf mich zu, die Zurufe des Herrchens ignorierend. Panik! Ich kann mich mit Müh und Not den Beißversuchen des Hundes entziehen und bedaure es zutiefst keine Waffe bei mir zu haben. Ich hätte ohne Bedauern abgedrückt. Schließlich fängt das Herrchen seinen Hund ein. Mein Herz schmerzt und mir wird schlecht und schwindlig - könnte kotzen - pardon -  mich übergeben. Ich ziehe die nächsten Minuten fluchend und lautstark blass-brüllend den Debantbach entlang von dannen.


Nur einige wenige Auszüge von Hundeerlebnissen, die mir in den letzten Jahren, letzten Tagen widerfuhren.

Zugegeben, als Fußgänger oder Radfahrer ist man stärker prädestiniert für derartige Erlebnisse, während mir eingefleischte Autofahrer eindeutig versichern, dass sie eigentlich nie Probleme hätten.

Eines vorweg: Nein, ich bin kein Hundehasser! - Mit manch einem Hund bin ich gar „per du“. Demzufolge streue ich auch keine Giftköder in die Landschaft, doch gemächlich, aber zielstrebig werde ich vielleicht zu einem Hundehalterhasser.

 
Was erwarte ich mir?

 
Von Lokalpolitikern:

Nichts, denn die sind auf Stimmen scharf, wie Hunde auf meine Waden und wollen sich mit niemanden verscherzen.

 
Von der Exekutive:
Nichts, denn es ist ja nichts passiert - so what?

 
Von Hundehaltern:

Na ja, vielleicht ein Verständnis dafür, dass es auch noch Menschen gibt, die ungestört eine Radfahrt, einen Spaziergang unternehmen wollen, die es nicht lustig finden von Hunden gejagt, angesprungen, ausgebellt, angefletscht, also verkürzt, schlichtweg bedroht zu werden. Es gibt auch alte Personen, die Operationen hinter sich haben, ein Sprung eines Hundes auf deren Körper, kann unglaubliche Schmerzen verursachen, auch wenn das Herrchen beschwichtigt: „Der tut nichts.“

Und bei nicht wenigen Hundebesitzern bezweifle ich, ob sie die notwendige Reife und Fähigkeiten besitzen, einen Hund überhaupt zu halten. Im Interesse der Allgemeinheit und auch des Hundes, wäre zu überdenken, ob man wirklich jeder Person zubilligt, sich einen Hund zu halten.

Lambert Oitzinger, im Jänner 2019

Sonntag, 7. August 2016

Spielverderber



Spielverderber …

… selbiger ich zwar keiner sein will, dennoch sollte man hin und wieder dem Jubel und Trubel entsagen und diesen in klarer Distanz betrachten.

Ja, die Idee der olympischen Spiele im Sinne der Völkerverständigung ist großartig. Auch wenn sie gleich zwei Weltkriege trotz allem nicht verhindern konnten. Trotzdem werden sie unter diesem „Titel“ noch gerne gehandelt.

Leider lassen sich bei derartigen Großveranstaltungen mittlerweile Muster erkennen, die alles andere als humanistisch bewertet werden können.

In etwa so läuft das Schema ab:

Funktionäre (IOC, FIFA, etc.) werden bestochen um den Zuschlag zu erhalten.
Unter Zeitdruck werden rasch riesige gewaltig überteuerte Bau-Kolosse ohne Rücksicht auf Mensch, Menschenrechte, Umwelt und Nachhaltigkeit hochgezogen.

Alles finanziert durch Steuergelder. Die „Mehrkosten“ teilen sich Konzerne, Manager der Baufirmen, Politiker und Funktionäre untereinander auf.

Zurück bleibt verbrannte Erde, verschuldete Staaten und Städte, verarmte Menschen ohne Möglichkeit auf Gesundheit und Bildung.

Und das alles unter dem hehrem Argument des Sportes und der Völkerverständigung.

Lassen wir uns nicht von medial aufbereiteten Eröffnungs-Shows, mit bunten und emotional aufgeladenen Choreographien, Luftballons, Feuerwerken und anderem Blendwerk wie anno dazumal im Jahre 1936 täuschen.

https://www.youtube.com/watch?v=QWfPvD0Xzyk

Samstag, 21. Mai 2016

Die österreichische Seele



Meinen Freunden muss ich es nicht erklären und meine Feinde hören nicht auf mich, also schreibe ich es für mich darnieder – einige Gedankensprünge - die ich mir von meiner österreichischen Seele schreibe:

Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich es bei Ringel oder Frankl las und durchstöberte in meinem jetzigen Urlaub einige Bücher und unabhängig vom Gesuchten, stieß ich bei Erwin Ringels „Die österreichische Seele“ (1984) auf folgende Passage gleich im ersten Kapitel „Eine neue Rede über Österreich“:

[…] „Der Österreicher ist durch nichts so leicht zu fangen, als wenn man ihm sagt: ‚Du bist ein ungerecht Behandelter, ein Getretener und Unterdrückter, ich aber werde kommen und dich aus dieser Not und aus diesem Elend befreiten!‘ Da fühlen sich alle mit einem Male angesprochen, weil sie dieses Gefühl seit der Kindheit – bewußt oder unbewußt – mit sich schleppen. […]

Ohne weiter zu lesen, weiß man, welche Rattenfänger Ringel damit gemeint hat und es fallen immer wieder die Menschen darauf rein und ich fürchte dermal wird es wieder geschehen.

Ich bin zu müde zu erklären, weshalb Antisemitismus, Rassismus, Nationalismus falsch sind … im Prinzip läuft es eh immer auf das Gleiche hinaus, man erhebt und erhöht sich über andere Menschen und glaubt man sei etwas Besseres und vice versa alle anderen seien etwas Minderwertiges auf Grund deren Religion, deren Hautfarbe oder deren Geburtsort … und sie dienen als Sündenböcke für alles.

Und dann gibt es diese Partei, die sich dieses Stils bedient, die doch immer wieder gerne mit dem Nationalsozialismus kokettiert – im Graubereich der Legalität, mehr oder weniger distanziert sie sich davon, gerade so wie man es gerade braucht. Wirft man dies ihr vor, so wird man beschuldigt „die Nazikeule“ zu bedienen. Nun, wenn man sich die Vorstrafen der Politiker dieser Partei oder ihr nahestehenden Personen ansieht, so liegt man wohl nicht so falsch.

https://rechtsdrall.com/2015/07/04/liste-rechtskraftig-und-nicht-rechtskraftig-verurteilter-fpo-politiker-stand-4-7-2015/

Niemand soll danach sagen, man habe nichts gewusst. Und nein, wir haben derzeit keinen Notstand.

NEID:
Wenn ich mir die Profile jener Schreier, Brüller und Fahnenschwenker näher ansehe, so sind es keine Geknechteten, sie posten unzählige Bilder von sich selbst, ihren getunten Autos, ihren tätowierten Körpern, ihren Hunden – Armut sieht anders aus. Weshalb dann dieser Rechtsruck? Ist es der kleinbürgerlicher Neid auf wesentlich Ärmere? Mag sein. Jede noch seine kleine Aktion, die man mit Flüchtlingen unternimmt und sei es nur ein Skitag – wird sofort mit Kommentaren wie: „Und was ist mit mir?“ eingeleitet.

OPPORTUNISMUS:
Ich habe in den letzten Jahren doch viele Opportunisten kennen gelernt, die sich drehen und wenden wie sie es gerade brauchen, wenn man sie mal erkannt hat, wirken sie geradezu peinlich und sie merken es gar nicht. Ich nenne sie die „Herrn und Frau Karls“.
Zurzeit laufen viele „Herr und Frau Karls“ durch die Gegend, analog wie digital – neid- wie hasserfüllt, bereit für jeden Rufmord, um sich durch ihre Lügen selbst zu bestätigen und sei es nur jemanden zu schaden, den man nicht mag. Man versteckt sich, tritt nur dann hervor, wenn man sich einen Vorteil erhofft.

MEINUNGSFREIHEIT
Der Umgangston ist rauer geworden … lassen wir uns davon nicht anstecken, aber werden wir nicht ängstlich, äußern wir uns laut. Als ich in meiner Sturm- und Drangzeit viele Leserbriefe verfasste, unterstellte man mir alles Mögliche, selten stand das Geschriebene im Mittelpunkt. Damit das Recht auf Meinungsfreiheit effektiv wird, muss es auch umgesetzt werden, das bloße Recht ist gar nichts. Eine Nichtinanspruchnahme der freien Meinungsäußerung ist gleichzeitig eine Aufgabe derselben.

Immer wieder hört man von sogenannten Medien-Experten, dass man nicht alles im Internet schreiben soll, es könnte ja dieser und jener lesen und man könne dadurch Nachteile erfahren etc. Solche Ratschläge erscheinen mir geradezu paradox, denn das Recht auf Meinungsfreiheit lebt nur durch deren Umsetzung, wer davon abrät, ist genau genommen ein Gegner davon. Das Recht auf freie Meinungsäußerung und Demokratie bedingen einander.

NATIONALISMUS:
"Mir san mir" – ein beliebtes Statement von Nationalisten. Die Tiroler sind (leider) noch viel derber. Dummheit und Stolz wachsen auf demselben Holz – das führt zu einem überhöhten Selbstwertgefühl. Trotzdem würde es nicht schaden, Österreich mal auf der Karte anzusehen, sowohl flächen- wie auch einwohnermäßig ist es ein winziges Land. Österreich wird es gegen die Mächtigen dieser Welt nicht schaffen. Die Konzerne haben dies schon erkannt und kontrollieren mächtige Finanzsummen. Es wird Zeit, dass es die Staaten den Konzernen gleich tun und wieder Oberhand gewinnen, anderenfalls werden sie gegeneinander ausgespielt, Verlierer ist das Volk.
Das funktioniert aber nicht mit einfältigem Nationalismus, da kann man noch so oft die Bier- mit der rot-weiß-roten Fahne schwenken, damit sind wir nicht gewappnet – nur lächerlich.

WAHL:
Die, die meinen eine Wahl wäre ein lustiges Spiel, ein Volksfest, und man bestrafe damit Politiker, indem man irgendwelche „Denkzettel“ austeilt, sollten bedenken, dass diese Denkzettel als allererstes sie selbst trifft. Fragt man nach, welche Änderungen herbei geführt werden sollen und wie sollen sie finanziert werden und wer soll davon betroffen sein, wie administriert man es, merken die "Denkzettelverteiler" sehr schnell, dass die Welt oftmals komplizierter ist, als sie es wahrhaben wollen.
UNTERGANGS-LUST:
Es gibt Leute, die sind ganz begeistert, wenn ein Sturm heranzieht, wenn ein Hochwasser stattfindet („gemma Hochwassa schaun“), wenn ein Unfall geschieht, ein junger Soldat sagte zu mir mal, es wäre spannend, wenn ein Krieg jetzt ausbricht. Ich weiß nicht, wie ich diese Leute beschreiben soll, Untergangs-Fans, Katastrophen-Kretins? Es gab Zeiten, da fuhr der Adel auch an die Front „Krieg schauen“. Ein ähnliches Gefühl überkommt mich hier.

Mit Demokratie aber spielt man nicht, man kann sie zwar sehr rasch ausschalten, aber das Einschalten ist verdammt schwierig.
Lambert Oitzinger

Nußdorf-Debant
Samstag, 21. Mai 2016

Sonntag, 17. April 2016

Keine "Töchter" für die FPÖler

Bundespräsidentanwärter Norbert Hofer von der FPÖ vermeldete, dass er die Bundeshymne ohne die "Töchter" im Text singt, weil er meint, dass dies den Frauen ja nicht hilft - frei nach der offiziellen freiheitlichen These.

Hier frage ich mich, ob die FPÖler Frauen überhaupt die Hand schütteln, denn genau genommen bringt dies den Frauen ja auch nichts.



Was diesen Standpunkt betrifft, könnten sich somit die FPÖler und die Islamisten die Hand schütteln.

Samstag, 12. März 2016

Geld oder Joule



Geld oder doch lieber Joule

Geld ist schon ein eigenartiger Gegenstand.

Ich persönlich bin in den 1970igern aufgewachsen. Und das damalige Credo war, dass man bevor man Geld ausgibt, vorerst sparen muss. Als graphisches Synonym wurde dazu die Werbung der Sparkassen mit der Werbefigur des Sparefrohs unterstützt.

Nona, dachte man als Kind, welchem man mittels Äpfeln das Zählen beibrachte. Wie sollte es auch möglich sein, mehr Äpfel abzugeben, als man besaß.

Bis man aufgeklärt wurde, dass die Bank, während die Ersparnisse bei der Bank liegen, damit anderen Personen Geld leihen, damit diese wiederum mit diesem Geld wirtschaften können. Soviel zur kindlichen Naivität. Dass Banken auch mehr verleihen, als sie besitzen wurde damals noch nicht praktiziert oder besser gesagt nicht erwähnt.

Beim Versuch das Wesen „Geld“ zu fassen, tu ich mir schwer.

Dass man für eine geleistete Arbeit Geld erhält und im Gegenzug sich eine andere Leistung oder Ware kauft, lässt sich ja nachvollziehen und auch dessen praktische Handhabung ist ja unbestritten. Die Idee dahinter ist die, dass ich für denselben Leistungsaufwand, dieselbe Geldmenge erhalte und vice versa. Und so funktioniert es ja auch - mehr oder weniger.

Gemein und kompliziert wird es allerdings, wenn man in langfristigen Zeiträumen denkt. Gemein deshalb, da der Wert des Geldes nicht beständig ist.

Dazu ein Beispiel:

Meine Mutter hat in den 1970igern Gästezimmer vermietet. Für eine Übernachtung im Jahr 1975 erhielt sie 85 österreichische Schilling. Meine Mutter ist eine sehr sparsame Frau, fuhr nie auf Urlaub und legte das Geld auf ein Sparbuch. Der Einfachheit halber lassen wir mal die Zinsen weg. Würde meine Mutter heute sich im Gegenzug eine Übernachtung in einer Privatperson gönnen, dann hätte sie wohl Schwierigkeiten um EUR 6,18 (85 ATS/13,7603) ein Zimmer zu erhalten.

Dass es Inflation gibt, ist mir schon bekannt, aber weshalb, ist mir nicht so ganz klar.
Bei einem Vortrag eines Angestellten der Österreichischen Nationalbank (ÖNB), meinte dieser, dass es möglich ist, durch Steuerung der Geldmengen die Inflation zu regulieren. Derzeit versucht man die Inflation bei 2% zu halten. Daraufhin fragte ich ihn, wenn es schon möglich ist, die Inflation zu steuern, weshalb reduziert man sie nicht gleich auf 0%.

Er pflichtete mir bei, dass dies sozialer wäre, allerdings gab er zu bedenken, dass dadurch die Wirtschaft ins Stocken geraten würde und dadurch Arbeitsplätze gefährdet werden, weil die Menschen das Geld horten und nicht ausgeben würden.

Mit anderen – nämlich meinen – Worten bedeutet das, dass man den Wert des Geldes – also das Eigentum von Menschen mit Absicht vernichtet, um wiederum Arbeit zu erhalten. Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum scheinen Totschlagargumente zu sein, die offenbar immer und überall wirken, ohne wirklich hinterfragt zu werden.

Stellen Sie sich vor ein Glaser würde mit Absicht die Fenster von anderen Häusern einschlagen, um wieder mehr Aufträge zu erhalten, ich denke, vorausgesetzt man würde ihn fassen, er wäre sehr schnell im Gefängnis, selbst – und jetzt kommt‘s - wenn er die gleichen Argumente vorbringt, wie die Österreichische Nationalbank (ÖNB) oder die Europäische Zentralbank (EZB) vorbringen würde.

Ich behaupte: Geld = Energie.

Warum auch nicht? Um eine Arbeit verrichten zu können, muss man zuerst Energie investieren. Ganz offensichtlich mit Nahrung, Kleidung, Wärme und etwas diffiziler auch mit Bildung etc.

Wenn Geld also nichts anderes als eine Metamorphose von Energie ist, so ist eine geplante Zerstörung desselben nichts anderes als eine Energievernichtung, nicht unähnlich der nun oft zitierten geplanten Obsoleszenz. Güter werden bewusst schlecht produziert, um sie schnell wieder zu entsorgen, um neue zu kaufen.

Ein Installateur meinte mal, als die Geschäfte nicht so gut liefen, es bräuchte wieder mal einen Krieg, damit wieder alles neu gebaut würde – ob er auch daran gedacht hat, dass er auch ein Opfer eines Krieges sein könnte, wage ich zu bezweifeln.

Ich behaupte: Dass derartige Zerstörungen, ob durch Inflation, geplante Obsoleszenz oder gar Krieg WIDER der VERNUNFT sind.

Es ist lediglich der Versuch ein System aufrechtzuerhalten, welches wir so halb verstanden haben und uns nicht die Mühe machen, dass es allerdings im Wandel ist.

Wir brauchen nicht mehr Arbeit.
Seit Menschheitsgedenken versucht das Tier Mensch, seinen Arbeitsaufwand aufs niedrigste zu reduzieren. Diese Ratio schlummert in jedem noch so kleinsten Lebewesen mit möglichst wenig Aufwand, möglichst viel Ertrag zu erzielen.

Ich kenne niemanden, der sein Geschirr nochmals verdreckt, damit er nochmals das Geschirr abwaschen darf oder sein Auto zerstört, damit er die Wirtschaft fördert. Innerhalb unserer Privatsphäre handeln wir ökonomischer.

Klug ist das Handeln der ÖNB oder EZB nicht, weil sehr kurzfristig gedacht. Wäre der erwirtschaftete Geldwert meiner Mutter gleich geblieben, so könnte sie sich jetzt auch eine Übernächtigung leisten, so allerdings ist der Geldwert vernichtet. Zugegeben man hätte 40 Jahre warten müssen, bis der Wert wieder in die Wirtschaft floss, aber das spielt keine Rolle, besser wäre es allemal, als dass der Wert zerstört wurde. Gerecht ebenso nicht. Denn wenn man schon dafür plädiert, dass man für seine Altersversorgung zuständig ist, dann kann man nicht gleichzeitig diese vernichten, das ist zynisch.

Und wer muss wohl am längsten sparen, das sind nicht die Reichen, das sind die Kleinverdiener.

Das heißt, wenn Geld schon die Funktion als Tauschwert behalten soll, dann wäre es angebracht, dass man Geld einen fixen unzerstörbaren Wert zuweist, auch wenn man dazu auf die Physik ausweichen muss und da wären wir wiederum bei der Ursprungsform des Geldes angelangt, nämlich Energie ausgedrückt in der Maßeinheit Joule.

So würde der Wert eines Brotes ca. 1 Megajoule zuzüglich der Leistungserbringung des Bäckers betragen unabhängig, ob wir das Jahr 1974 oder 2016 schreiben.

Leistung würde dadurch nicht zerstört und könnte im späten Alter zurecht in Anspruch genommen werden.

Dienstag, 8. März 2016

Du sollst nicht töten

So sehr auch christliche Werte einen Grundstein für den modernen Humanismus gelegt haben, so ist es damit nicht getan, lediglich deren Symbol, das Kreuz, emporzuhalten, sondern - so habe ich es zumindest verstanden - wäre es angebracht, sich an diese zu halten.

Nun religiös bin ich nicht, war ich wahrscheinlich auch nicht, das soll aber nicht heißen, dass ich somit auch humanistische Werte zur Seite gelegt habe.

Wenn sich nun ein Landwirtschaftsminister, der sich bei seiner Angelobung es sich nicht nehmen ließ, sich ostentativ zu den christlichen Werten zu bekennen, indem er seine persönliche Gelöbnisformel mit den Worten ...

„Herr Bundespräsident, ich gelobe, so wahr mir Gott helfe und vor dem heiligen Herzen Jesu Christi.“

... formulierte, so darf ich von dieser Person auch ein höheres Maß an Moral annehmen.

Wenn sich nun diese Person gegen die Gesundheit von Menschen und für Profit ausspricht, indem sie zugunsten von dem Pestizid Glyphosat stimmt, so darf ich sie auch an das fünfte Gebot erinnern:



Du sollst nicht töten.


http://kurier.at/wirtschaft/marktplatz/oesterreich-stimmt-zugunsten-von-pestizid-glyphosat/185.282.858

Donnerstag, 24. September 2015

Leserbrief an Kleine Zeitung - Verantwortlichkeiten der Zeitungen gegenüber Hasspostern




Von: ---
Gesendet: Donnerstag, 24. September 2015 23:27
An: 'leserbriefe@kleinezeitung.at'
Betreff: Leserbrief: Hasspostings auf FB-Seite der Kleinen Zeitung

Leserbrief zu Ihrem Facebook-Beitrag: „1000 Flüchtlinge sind auf dem Weg nach Kärnten“ (exemplarisch):

Ein Bild, das ein überfülltes Boot mit Flüchtlingen zeigt und dem Begleittext: „Wo ist der Weisse Hai – wenn man ihn braucht?!“ (sic) versehen ist. Ein anderer postet ein Textbild einer offensichtlichen Muslima mit dem Text: „Nichts beschreibt die Situation der Flüchtlinge besser, als ein mit dem neusten Samsung geschossenes, grinsendes Selfi.“ (sic) Derselbe postet ein weiteres Bild mit einem afrikanischen Kind mit dem Text: „DAS HEISST WENN ICH ILLEGAL NACH EUROPA REISE BEKOMME ICH GELD FÜRS NICHTS TUN UND MEINE KRIMINALITÄT WIRD GEDULDET? (sic) Derselbe ein weiteres Bild mit einer lachenden Muslima und den Text: „Komm zu – Österreich Haha... Hier nix Arbeit, trotzdem viel Geld!“ (sic) Eine junge Dame schreibt von den „scheiß flüchtlingen!!!“ usw. usw.

Nein, es handelt sich hier nicht um eine schmuddelige rechtsradikale Seite im Internet, es sind widerliche Kommentare unter einem einzigen (!) Bericht der Kleinen Zeitung Kärnten auf Facebook und das sind noch nicht alle. Und dort stehen sie vermutlich heute noch.

Meine Damen und Herren Redakteure der Kleinen Zeitung, wäre ich Betreiber dieses Facebook-Accounts würde ich mich in Grund und Boden schämen, dass ich eine derartige Leserschaft habe und würde diese Hass-Prediger sehr rasch blockieren. Dass Verhetzung nichts mit Meinungsfreiheit zu tun hat, muss ich Ihnen hoffentlich nicht erklären.

Nehmen Sie sich ein Vorbild an der deutschen Zeitung „Die Welt“, die ausgesprochen lobenswert, mit viel Humor, aber auch sehr konsequent durchgreift und somit eine seriöse Leserschaft heranzieht.

Wenn Sie weiterhin derartige Postings auf Ihrer Seite dulden, muss man daraus schließen, dass diese Meldungen von Ihnen gewünscht sind und Sie diesen Hasspostern eine Plattform anbieten und sich somit der Verhetzung nach § 283 StGB bewusst mitschuldig machen.
  

Mit freundlichen Grüßen
---

Der Fairness halber ist es angebracht, das Antwortschreiben hier zu veröffentlichen:


Von: W* R* [mailto:*@kleinezeitung.at]
Gesendet: Donnerstag, 1. Oktober 2015 15:05
An: *
Betreff: Ihre Beschwerde

Sehr geehrte* * *!

Mit Ihrer Nachricht sprechen Sie ein riesengroßes Problem an, dessen wir uns bewusst sind. Natürlich wollen wir nicht Hass-Predigern eine Plattform geben, wir befinden uns aber in einem unglaublichen Spannungsfeld, weil uns umgekehrt beim Verzicht auf Diskussionsforen Zensur unterstellt wird. Ich bin aber voll bei Ihnen, dass diese Auswüchse auf Facebook, wo die Hemmschwelle aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen offenbar besonders niedrig ist, untolerierbar sind.

Da eine durchgängige Kontrolle auf Facebook aufgrund der unübersehbaren Teilungen sehr schwer möglich ist, haben wir uns entschlossen, einschlägige Themen nach Möglichkeit nicht auf Facebook zu posten. Wie uns die Erfahrung zeigt, weichen diese Leute mit ihren Hasspostings aber oft auf andere Themen aus. Wir bemühen uns, die Foren im Auge zu behalten, ich ersuche aber um Verständnis dafür, dass eine Kontrolle wie bei der "Welt" bei uns aus Ressourcengründen nicht machbar ist.

Mit freundlichen Grüßen
W* R*