Dienstag, 30. April 2013

Tiroler Landtagswahl 2013


Seltsam ist es schon, da regiert eine Partei in diesem Land Tirol seit Jahrzehnten und gerade in der letzten Zeit werden Skandale dieser Partei nach und nach aufgedeckt, unter anderem durch enormes Engagement des ausgesprochen mutigen Publizisten Markus Wilhelm, der diese Skandale auf seinem Blog dietiwag.org veröffentlicht und was ist die Konsequenz?

Keine schwindligen Cross-Border-Geschäfte der TIWAG, keine fragwürdigen Jagdeinladungen, kein Versagen der Landesbank, ja nicht einmal erbärmlich peinliche Landtagsreden von Abgeordneten dieser Partei vermögen es, diese Partei zu erschüttern.

Wehe es wäre eine andere Partei gewesen, die sich derart viel Schuld aufgeladen hätte, Hohn, Häme und Spott lägen an der Tagesordnung.


Ein kaum merkbarer Kratzer, das war alles, dafür wurde der Koalitionspartner abgestraft – und als „Ministrant“, als „Steigbügelhalter“ beschimpft. Egal für welchen Koalitionspartner sich die ÖVP dermal entscheidet, es wird jedem so ergehen und ihm die Aufgabe des Sündenbocks zugteilt werden.

Warum ist es so, wie es ist?

Ich weiß es nicht, ich ahne nur.

Unterhält man sich mit offensichtlich ÖVP-affinen Personen, so stellt man fest, dass Kritik an der eigenen Partei unangebracht ist. Selbst der Hinweis auf Skandale werden abgetan, man will nichts von dem wissen.


In Tirol herrscht ein Familienkult und was der Vater und die Mutter, Großvater, Großmutter gewählt haben, wählt auch das Kind. Die ÖVP ist nicht irgend eine Partei mit politischen Hintergrund, sondern ein Kult, eine Religion, ein Dogma, eine sizilianische Familie, die man nicht verrät  - vergleichbar mit einem Fußballverein. Man jubelt, wenn er gewinnt, der Rest, der Inhalt ist egal. Jede Form von Kritik ist Blasphemie.

Anderswähler sind Ausgestoßene, Unberührbare, Exoten und manchmal auch, wie ich dies selbst in natura vernehmen musste „Schweine“ oder „Focken“ (=Ferkel).

Dieser Umstand gewährt der ÖVP Narrenfreiheit, die Stammwähler - und das sind viele - werden stets ihr treu bleiben, unabhängig was sie sonst noch "anstellt".

Die Koalitionspartei agiert als Sündenbock, der für die Vergehen ihres Partners einzustehen hat und diesen somit reinwäscht.

Somit wäre eigentlich jeder Partei abzuraten, sich mit einer Koalition mit der ÖVP einzulassen – man wird nur verlieren. Einerseits.


Andererseits der Umstand, dass eine Partei derart lang an der Macht steht, ist demokratiepolitisch äußerst bedenklich.

Es werden Netzwerke und Seilschaften gebildet, die für das demokratische Verständnis nicht gesund sein können. Seilschaften in die man keinen Einblick hat und gegen die man nur mehr sehr schwer ankommt, und irgendwann gehören ihnen die Medien – das war es dann.

Vielleicht hat hier der Koalitionspartner die bessere Möglichkeit seinem Partner auf die Finger zu schauen. Obendrein würde man verweigernden Parteien vorwerfen, dass sie keine Regierungsverantwortung übernehmen möchten.

Als Dank dafür, gibt es das nächste Mal Stimmenverlust – wie man es macht – es wird immer falsch sein –

- die Erbsünde lässt grüßen.


30 / 04 / 2013



Einen hab’ ich noch.

Den Faktor, der eventuell auch eine Ursache des oben genannten Umstandes sein könnte, nämlich den des Opportunismus, welchen ich übersah.

Er fiel mir ein, als ich mich an eine ÖVP-Wählerin erinnerte, die mir freudestrahlend erklärte, „mir (=wir) haben gewonnen“. Das wäre ja nicht so ungewöhnlich, interessant aber ist, dass diese Dame sich eigentlich gar nicht für Politik interessiert – in keiner Weise – überhaupt nicht, bis auf das:  „mir haben gewonnen.

Dies ließ in mir den leisen Verdacht keimen, dass manche deshalb schwarz wählten und weiterhin wählen werden, weil sie nicht verlieren und sich zu den Siegern zählen möchten – vergleichbar mit kleinen Kindern, die den Tyrannosaurus Rex präferieren – weil dieser alle anderen auffrisst … oder so. 

Vielleicht fallen mir noch ein paar Beweggründe ein, die dieses Phänomen erklären könnten.

01 / 05 / 2013

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen