Donnerstag, 24. September 2015

Leserbrief an Kleine Zeitung - Verantwortlichkeiten der Zeitungen gegenüber Hasspostern




Von: ---
Gesendet: Donnerstag, 24. September 2015 23:27
An: 'leserbriefe@kleinezeitung.at'
Betreff: Leserbrief: Hasspostings auf FB-Seite der Kleinen Zeitung

Leserbrief zu Ihrem Facebook-Beitrag: „1000 Flüchtlinge sind auf dem Weg nach Kärnten“ (exemplarisch):

Ein Bild, das ein überfülltes Boot mit Flüchtlingen zeigt und dem Begleittext: „Wo ist der Weisse Hai – wenn man ihn braucht?!“ (sic) versehen ist. Ein anderer postet ein Textbild einer offensichtlichen Muslima mit dem Text: „Nichts beschreibt die Situation der Flüchtlinge besser, als ein mit dem neusten Samsung geschossenes, grinsendes Selfi.“ (sic) Derselbe postet ein weiteres Bild mit einem afrikanischen Kind mit dem Text: „DAS HEISST WENN ICH ILLEGAL NACH EUROPA REISE BEKOMME ICH GELD FÜRS NICHTS TUN UND MEINE KRIMINALITÄT WIRD GEDULDET? (sic) Derselbe ein weiteres Bild mit einer lachenden Muslima und den Text: „Komm zu – Österreich Haha... Hier nix Arbeit, trotzdem viel Geld!“ (sic) Eine junge Dame schreibt von den „scheiß flüchtlingen!!!“ usw. usw.

Nein, es handelt sich hier nicht um eine schmuddelige rechtsradikale Seite im Internet, es sind widerliche Kommentare unter einem einzigen (!) Bericht der Kleinen Zeitung Kärnten auf Facebook und das sind noch nicht alle. Und dort stehen sie vermutlich heute noch.

Meine Damen und Herren Redakteure der Kleinen Zeitung, wäre ich Betreiber dieses Facebook-Accounts würde ich mich in Grund und Boden schämen, dass ich eine derartige Leserschaft habe und würde diese Hass-Prediger sehr rasch blockieren. Dass Verhetzung nichts mit Meinungsfreiheit zu tun hat, muss ich Ihnen hoffentlich nicht erklären.

Nehmen Sie sich ein Vorbild an der deutschen Zeitung „Die Welt“, die ausgesprochen lobenswert, mit viel Humor, aber auch sehr konsequent durchgreift und somit eine seriöse Leserschaft heranzieht.

Wenn Sie weiterhin derartige Postings auf Ihrer Seite dulden, muss man daraus schließen, dass diese Meldungen von Ihnen gewünscht sind und Sie diesen Hasspostern eine Plattform anbieten und sich somit der Verhetzung nach § 283 StGB bewusst mitschuldig machen.
  

Mit freundlichen Grüßen
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Der Fairness halber ist es angebracht, das Antwortschreiben hier zu veröffentlichen:


Von: W* R* [mailto:*@kleinezeitung.at]
Gesendet: Donnerstag, 1. Oktober 2015 15:05
An: *
Betreff: Ihre Beschwerde

Sehr geehrte* * *!

Mit Ihrer Nachricht sprechen Sie ein riesengroßes Problem an, dessen wir uns bewusst sind. Natürlich wollen wir nicht Hass-Predigern eine Plattform geben, wir befinden uns aber in einem unglaublichen Spannungsfeld, weil uns umgekehrt beim Verzicht auf Diskussionsforen Zensur unterstellt wird. Ich bin aber voll bei Ihnen, dass diese Auswüchse auf Facebook, wo die Hemmschwelle aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen offenbar besonders niedrig ist, untolerierbar sind.

Da eine durchgängige Kontrolle auf Facebook aufgrund der unübersehbaren Teilungen sehr schwer möglich ist, haben wir uns entschlossen, einschlägige Themen nach Möglichkeit nicht auf Facebook zu posten. Wie uns die Erfahrung zeigt, weichen diese Leute mit ihren Hasspostings aber oft auf andere Themen aus. Wir bemühen uns, die Foren im Auge zu behalten, ich ersuche aber um Verständnis dafür, dass eine Kontrolle wie bei der "Welt" bei uns aus Ressourcengründen nicht machbar ist.

Mit freundlichen Grüßen
W* R*

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