Samstag, 6. Juli 2013

Und zu Weihnachten ...

Nein, ich bin kein typischer USA-Basher.

Weder zähle ich mich zu den Links- noch zu den Rechtsextremen. Die Linken klagen die USA wegen des Kapitalismus an, die Gründe der paranoiden Rechten will ich gar nicht aufzählen, dazu fehlt mir der Platz und die Geduld.

Über das will ich gar nicht schreiben.

Ehrlich gesagt, war ich stets ein US-Fan, obgleich ich bis dato noch nie dort drüben war.

Das begann schon in meiner Kindheit mit dem Lesen von Wild-West-Comics. Und in den Mittelteilen dieser Comics waren Geschichten über das reale Leben der Menschen in den USA des 19. Jahrhunderts. Und natürlich darf das Fernsehen nicht vergessen werden. „Die Waltons“ beispielsweise. Ich war beeindruckt von diesem Pioniergeist und bin es immer noch, wie eine Weltmacht im Zeitraffer praktisch aus dem Nichts entstehen konnte. Schon als Kind dachte ich bei mir, ob es eines Tages auch möglich sein sollte, dass es so etwas wie Vereinigte Staaten von Europa geben würde.

Unzählige Filme kommen aus den USA. Eigentlich verrückt, ich lebe in Österreich und kenne mehr Filme aus den USA, als aus den Nachbarländern Österreichs zusammen. Ich kenne amerikanische Politiker, kenne aber nicht einmal den Namen des Schweizer Präsidenten. Ich liebe US-Sitcoms und frage mich warum. Die paar wenigen Versuche Sitcoms in Österreich oder Deutschland zu produzieren wurden mehr oder weniger Flops. Ich liebe die Selbstironie und den Humor in den Filmen. Und ich werde wütend, wenn Menschen abfällig über den Mangel von Kultur in den USA reden, weil wir, ja weil wir ja den Mozart hätten. Diese Menschen können selbst nicht einmal ein Musikinstrument spielen und kennen auch kein einziges Stück von Mozart, aber solche Chauvinisten gibt es wohl überall auf der Welt. Wegen der Kultur müssen sich die US-Amerikaner nicht genieren. Unzählige Musikstile kommen aus den US, egal ob Soul, Blues, Jazz oder Rock 'n' Roll ist. Faszinierende Schauspieler und hervorragende Musiker bereichern die Welt mit Genialitäten.

Dann war da noch mein Vater, der damals als Prisoner of War in amerikanische Gefangenschaft kam. Er war im Fort Custer stationiert und schwärmte von seiner Gefangenschaft. Ironie der Geschichte, gerade in einem Fort mit diesem Namen. Er durfte Englisch lernen, den LKW-Führerschein machen und wäre gerne in den USA geblieben. Dann allerdings gäbe es den Verfasser dieser Zeilen nicht.




Und trotz alldem muss ich wohl einige Abstriche machen, auch die USA haben im Laufe ihrer Geschichte nicht immer eine blütenweiße Weste besessen.

Darf ich das nun überhaupt sagen. Ich, der einem Volk entstammt, welches zwei Weltkriege angezettelt hat und kausal für Millionen Menschenleben Verantwortung zeichnet?

Ich darf mich glücklich schätzen, dass ich nicht in die Zeit der zwei Weltkriegen geboren wurde. Mein Großvater beispielsweise musste in zwei Kriegen „dienen“, wenn man das so sagen kann.

Doch, ja, ich denke schon, dass es mir zusteht auch Überlegungen über andere Länder anzustellen, trotz unserer nicht gerade berauschenden Vergangenheit.

Was muss man nun von einem Land halten, das Menschen, die Unrecht aufzeigen, derartig abartig behandelt, ich verweise auf den Wikipedia-Artikel Bradley Manning und zitiere daraus:

 „Im März 2011 wurde über seinen Verteidiger David Coombs bekannt, dass Manning ohne Erklärung seine Kleidung abgenommen worden und er gezwungen worden sei, nachts sieben Stunden lang nackt in seiner Zelle auszuharren. Danach habe er nackt vor seiner Zelle antreten müssen. Die gleiche erniedrigende Form der Behandlung werde bis auf weiteres wiederholt. Brian Villiard, ein Sprecher des Gefängnispersonals, bestätigte den Vorfall unter Berufung auf die Gefängnisregeln. Eine schriftliche Beschwerde Mannings selbst über seine Haftbedingungen wurde sechs Monate später abgelehnt.“

 

Wie perfide ist das denn? Hat das noch irgend etwas mit Menschenrechten, mit Menschenwürde zu tun? Ist das der moderne Strafvollzug eines modernen Staates oder lässt hier eher das Mittelalter grüßen?

 

Dies ist nicht ein schwarzes Relikt aus der Vergangenheit, sondern geschieht JETZT!

 

Ein Mensch, der Folter nicht begeht, sondern aufdeckt, wird nun mit Folter bestraft. Ein Mörder wird mit mehr Menschenwürde respektiert.

 

Seid Ihr, und damit meine ich die politischen Verantwortlichen der USA, geistig noch normal, wenn ihr so etwas zulässt?

 

Ihr geht ja auch liebend gerne mit „christlichen Werten“ hausieren und erwähnt in jedem zweiten Satz „Gott“.

 

Merkt Ihr eigentlich wie Ihr verlogen seid? Seid Ihr davon überzeugt, dass Jesus Christus auch so etwas machen würde?

 

Nein, ich spreche nicht zu den US-Bürgern, denn ich bin überzeugt, dass die Mehrheit der US-Bevölkerung eine solche Tortur ablehnen wird, die eigentlich nur Geisteskranken, Sadisten einfallen kann.

 

Und jetzt Snowden.

Unsere Politiker sind bestürzt oder tun zumindest so und dann … Nichts! Bloß keine Scherereien, bloß keinen Ärger mit den USA, Wirtschaft steht über Menschenrechten.

Ein Mensch, der sein Leben für die Menschenrechte eingesetzt hat, wird kaltblütig vor der Tür stehen gelassen.

Ich bin entsetzt und angewidert von unseren Politikern.

Sowohl von Bundeskanzler Faymann, der die ureigensten Werte der Sozialdemokratie verrät, die eben gerade für Humanismus standen.

Von der ÖVP bin ich es eigentlich gewohnt und wenn eine Mikl-Leitner lapidar den Antrag ablehnt, weil er „formal nicht richtig ist“, fühle ich mich in meinen vermeintlichen Vorurteilen nur bestätigt.

Und ich verweise nochmals auf das Grundsatzprogramm der ÖVP mit der Forderung:


Streicht endlich Eure dämlichen Verweise auf die christlichen Werte aus dem Grundsatzprogramm!

„Wir begründen unsere gesellschaftspolitischen Grundsätze aus dem christlichen Bekenntnis zur Würde des
Menschen. Unser politisches Handeln richtet sich am Einzelnen und dessen Einbindung in die Gemeinschaft
aus. Wir folgen dabei den Prinzipien der Nächstenliebe, der Gerechtigkeit, der Freiheit und der Toleranz. Wir arbeiten für den Frieden und die Erhaltung der Schöpfung.“

Das ist nur mehr lächerlich – das Wasser, das ihr predigt ist schal geworden und wird von niemand mehr ernst genommen, der bis zwei zählen kann.

… und zu Weihnachten werden die Politiker in die Kirche gehen und sich die Herbergssuche zu Gemüte führen.

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