Sonntag, 15. Februar 2015

Töchter in der Bundeshymne – die Zweite oder Gibt es nichts Wichtigeres?

Töchter in der Bundeshymne – die Zweite oder Gibt es nichts Wichtigeres?

Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht viel von diesem chauvinistischem nationalem Getue halte. Begriffe Nationalismus und Patriotismus sind vielfach leere Phrasen, die oft genug missbraucht wurden.

Zynisch betrachtet, müsste man sagen, Nationalismus und Patriotismus sind eigentlich nur dazu da, um zu wissen, wen man im Krieg erschießen soll.

Insofern gehört mehr dazu, als dem Tragen einer Lederhose und dem Absingen der Bundeshymne, um ein braver Staatsbürger zu sein.

Die Hymne ist wieder in aller Munde, also wieder mal die alte Hymne, also die ohne "Töchter" bei einer Sportveranstaltung zum Besten gegeben wurde.

Ich will mich hier gar nicht mit diesen Details beschäftigen, aber wenn ich die vielen Postings lese, so stelle ich schon fest, dass es oftmals gar nicht um die Hymne geht, sondern viel mehr wird dieser Umstand genützt um gegen die grüne oder die linken Parteien zu wettern und ein wenig Macho-Kult ist auch dabei. Eine Art Umwegkritik: Der Autofetischist, der sich über Geschwindigkeitsbegrenzungen ärgert, nützt die Gelegenheit sich über dieses Thema aufzuregen.

Interessant ist auch, dass justament dieselben Personen, die sich über den Schleier bei Muslimas echauffieren, weil dieser die Unterdrückung der Frau darstelle, sich vehement gegen das Wörtchen „Töchter“ aussprechen und von „Genderwahn“ reden und sich plötzlich zu Musikexperten aufspielen, als kämen sie gerade vom Mozarteum und beklagen die Unsingbarkeit der Hymne.

Ein Argument, das immer fällt, ist die „Wichtigkeit“ - „gibt es denn nichts Wichtigeres?“

Na klar gibt es das, und diese Diskussionen müssten gar nicht elendslang geführt werden. Man nehme einen Bleistift und schreibe über Söhne „und Töchter“ und das Thema wäre gegessen.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass eine Bundes- wie auch Landeshymne vom Urheberrecht befreit sein muss und Gemeingut ist und gesungen werden darf, wie man möchte. Äußerst bedenklich empfinde ich es, wenn derartiges gar per Gesetz untersagt wird – siehe Gesetz vom 17. November 2004 über die Tiroler Landeshymne (LGBl. Nr. 3/2005). Auch eine Änderung der Hymne oder eine Parodie darüber, gehört zur Meinungsfreiheit.


Aber eines möchte ich schon bedenken, es ist eine Frage der Höflichkeit, ob wir Töchter inkludieren oder nicht. Ich stelle mir vor, was wohl so ein Macho-Man seinem Töchterlein antwortet, wenn es ihn fragt, weshalb Töchter nicht erwähnt werden.

Und nur weil es viel wichtigere Dinge gibt, deshalb grüße ich trotzdem noch und sage Danke und Bitte.

Danke fürs Lesen.

Lambert Oitzinger, Sonntag, den 15. Februar 2015



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